Ich bin seit Anfang Januar bei SSCO im Praktikum und würde euch gerne einen Überblick über meine bisherigen Erfahrungen geben, auch oder vor allem weil hier teilweise haarsträubender Unsinn über das Unternehmen erzählt wird. Um euch ein möglichst umfassendes Bild zu ermöglichen halte ich mich dabei grob an die Bewertungskategorien von Kununu.
Arbeitsatmosphäre
Sehr kollegial geprägt. Wie auch die nächsten Themen ist die Atmosphäre natürlich sehr projektabhängig, weshalb ich hier schlecht eine allgemeingültige Antwort geben kann. Generell kann man allerdings sagen, dass die Kollegen sich untereinander kennen und mögen und die gesamte Atmosphäre deshalb deutlich entspannter ist als das in der Beratung üblich ist. Vor allem freitags im Office merkt man, dass viele der Berater auch privat befreundet sind und sich auch mal über Themen abseits des aktuellen Projekts unterhalten.
Vorgesetztenverhalten
Einwandfrei. Wenn es notwendig ist bekomme ich alles ausführlich erklärt, wenn nicht bekomme ich genügend Freiraum um mich eigenständig einzuarbeiten. Dazu wird sehr darauf geachtet, oft und ausführlich Feedback zu geben, da die (Weiter-)Entwicklung der eigenen Fähigkeiten während des Praktikums als mindestens genauso wichtig wie die bereits vorhandenen Skills angesehen werden.
Kollegenzusammenhalt
Bisher nur gutes mitbekommen, alle zwei Wochen ist ein Teamevent (wofür SSCO ein seeehr großzügiges Budget zur Verfügung stellt), dazu gibt es Buddy- und Fachgruppendinner sowie über das Jahr verteilt einige sehr geile Firmenfeiern bei denen es ordentlich zur Sache geht.
Interessante Aufgaben
Top! Ich bin als Praktikant dabei wenn wir mit dem CXO eines DAX Konzerns zusammensitzen und über die zukünftige Projektausrichtung sprechen. Operativ mache ich viele Analysen mit Excel und hin und wieder mit R. Dazu habe ich eigene, kreativere Workstreams, in denen es darum geht Input für den weiteren Projektverlauf zu generieren. Generell wird darauf geachtet, den Praktikanten eigene Workstreams übertragen, auch um zu sehen wie gut man es schafft sich über das Praktikum zum „Verantwortlichen“ für den entsprechenden Aufgabenbereich zu entwickeln (das ist auch ein wichtiger Teil der Halbzeit- und Endbewertung).
Kommunikation
Ehrlich und direkt, über alle Führungsebenen hinweg. Feedbackkultur habe ich bereits angesprochen, außerdem sind selbst die Partner null abgehoben und interessieren sich für jeden Neuen in der Firma, das kannte ich so bisher nicht. Es kommt auch vor, dass freitags mal eben Markus Pertl im Shared Office vorbeischaut und die Praktikanten fragt, wo sie herkommen, wie es denn momentan so läuft, etc.
Gleichberechtigung
Es sind deutlich weniger Frauen fest angestellt als Männer. Allerdings wird hier nicht wie bei McK versucht krampfhaft für „mehr Equality“ zu sorgen indem man die Kriterien für die Gesprächseinladung massiv dem Geschlecht anpasst.
Umgang mit älteren Kollegen
Kann ich nicht beurteilen, da der Altersdurchschnitt (wie in der Beratung üblich) auf allen Hierarchieebenen außer den Partnern (deutlich) unter 35 liegt.
Karriere / Weiterbildung
Für die Festangestellten gibt es freitags Trainings von Partnern und Experten, das Angebot steht den Praktikanten allerdings leider nicht zur Verfügung.
Gehalt / Sozialleistungen
Gehalt ist Spitzenklasse, besser wird es in der Beratung nicht. Ich verdiene im Praktikum 3750 brutto im Monat, als Masterabsolvent bekommt man zum Festeinstieg 100k.
Arbeitsbedingungen
Top, definitiv auf MBB Niveau. Es wird Business geflogen und im 5 Sterne Hotel übernachtet, Firmenhandy ist das neueste iPhone, das Office liegt mitten in München am Odeonsplatz und ist super modern und top ausgestattet. Dazu kann man den Wohnort frei wählen und dementsprechend auch bei Projekten in München ins Hotel.
Umwelt- / Sozialbewusstsein
Naja, was soll man zu Umweltbewusstsein sagen. Dass es nicht gerade klimafördernd ist jede Woche zweimal zu fliegen dürfte hoffentlich jedem angehenden Berater bewusst sein.
Was allerdings deutlich hervorzuheben ist, ist das Sozialbewusstsein von Stern Stewart. Über das Stern Stewart Institut werden sehr viele coole Projekte in Afrika gemacht (googlet einfach mal Stern Stewart Afrika). Man kann auch als Praktikant nach dem Abschluss des Praktikums für ein paar Wochen auf ein Projekt in Afrika gehen, bzw. als Festangestellter jederzeit zwischen zwei Projekten.
Work-Life-Balance
Empfinde ich als sehr angenehm, habe aber auch sehr Glück gehabt was das Stresslevel auf dem Projekt angeht. Ich bin in meinen 6 Wochen bisher nur in absoluten Ausnahmefällen länger als 22 Uhr beim Kunden geblieben. Freitags ist um spätestens 18 Uhr tote Hose im Office, am Wochenende musste ich noch nie ran.
Image
Hier sind wir beim großen Streitpunkt. Natürlich ist das Unternehmen durch seine Größe nicht so eine bekannte Marke wie MBB. Dennoch werden wir zu Pitches für die die gleichen (Strategie-)Projekte bei den gleichen (DAX 30) eingeladen, was allein schon aufgrund der Tagessatzhöhe auch gar nicht anders möglich wäre (da kein Unternehmen jemals so viel Geld für ein PMO Projekt zahlen würde). Mit einigen der Kunden arbeiten wir seit mehreren Jahren über viele Projekte hinweg zusammen, dort schätzt man uns sehr und dementsprechend gibt es dort auch sehr gute Exit Optionen. Abgesehen davon gibt es natürlich nicht so viele Projekte „zur Auswahl“ wie bei den großen und man ist dementsprechend ein bisschen eingeschränkter was die eigene Karriereentwicklung hin zu einer bestimmten Branche darstellt.
Welches „Tier“ SSCO nun ist muss jeder für sich selbst beurteilen, da das Unternehmen (wie schon mehrfach betont) einfach nicht in die Standardkategorien passt.
Ich hoffe ich konnte euch ein paar Einblicke verschaffen, falls ihr Fragen habt stellt sie gerne, ich werde sie nach bestem Wissen und Gewissen beantworten.
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